
Gerade angesichts der bereits beschriebenen Bevölkerungsstruktur kommt in der Stadt Offenbach dem organisierten Weiterbildungssystem eine besondere Bedeutung zu. - Während die Kommune als Träger der Volkshochschule mit ihrem umfassenden Bildungsauftrag in diesem Bereich eine kommunale Pflichtaufgabe wahrnimmt, ist die Weiterbildungsbranche zum Teil marktförmig organisiert, bzw. von öffentlichen Fördergeldern (Bundesagentur für Arbeit u.a.) abhängig.
- Zwar ist eine Vielfalt von Angeboten innerhalb der Region Frankfurt-Rhein-Main vorhanden, dennoch ist die Weiterbildung vor Ort in guter Erreichbarkeit zum Wohnumfeld auch im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge eine zentrale Aufgabe.
- Neben der allgemeinen Grundversorgung mit Weiterbildungsangeboten für alle Bevölkerungsgruppen hat die Kommune eine besondere Verpflichtung gegenüber bestimmten Adressatengruppen, wie gering Qualifizierten und Langzeitarbeitslosen.
- Außerdem müssen Zielgruppen mit besonderem Förderbedarf, wie zum Beispiel funktionale Analphabeten berücksichtigt werden, deren Anteil bei über zwölf Prozent liegt. Dieser Befund lässt vermuten, dass in der Stadt Offenbach rund 11.000 Personen funktionale Analphabetinnen/Analphabeten sind.[1]
Weiterbildung ist als Teil der allgemeinen Bildung im Erwachsenenalter von großer Bedeutung für die persönliche Entwicklung Einzelner und die Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen. Entsprechende Angebote sollen dauerhaft für alle Bevölkerungskreise zugänglich gemacht werden. Gut vernetzte Weiterbildung ermöglicht, das nachzuholen, was bisher nicht gelang oder versäumt wurde. Sie wird generell an den Ressourcen der Lernenden ausgerichtet.
Die Angebote unterstützen unter anderem Menschen mit Migrationsgeschichte und neu Zugezogene, die veränderte persönliche, berufliche und soziale Lebenssituation zu meistern.[2] Sie leisten damit einen Beitrag, die Partizipation und soziale Kohäsion in unserer Gesellschaft zu fördern.[3]
Im kommunalen Interesse liegt es, kompensatorische Bildungsangebote, bspw. zur Sprachförderung, Schulabschlüssen oder Grundbildung, zu entwickeln und deren personelle Ausstattung wie die Finanzierung sicherzustellen.
Politische Bildung, mit Themen wie Demokratieförderung, Vielfaltgestaltung oder Extremismusprävention, braucht einen politischen Auftrag.
Insbesondere Zugänge zu Weiterbildung für neue Zielgruppen sind zu erforschen und zu erproben: Beispielsweise ist aufsuchende Bildungsarbeit notwendig, um Menschen ohne Zugang zum lebenslangen Lernen zu erreichen. Die neue Station Mitte schafft Bildungs-(Frei-)Räume für sozialen Austausch und wird ein wichtiger informeller Ort für die Weiterbildung sein. In ihr lassen sich insbesondere Medienkompetenzen erwerben und ausbauen.
Weiterbildung soll auch Eltern unterstützen, die Anforderungen und Differenzierungen des deutschen Bildungssystems zu verstehen und verantwortungsvolle Bildungsentscheidungen für ihre Kinder zu treffen.
Sie soll gemeinsam mit Bildungsakteurinnen und - akteuren sowie Arbeitgebenden verantwortet werden. Veränderten Strukturen oder Bedarfen wird sie mit einer entsprechenden Anpassungsfähigkeit gerecht. Das Potenzial, das Kooperationen mit anderen Bildungsakteurinnen und -akteuren bieten, sollte weiter verwirklicht werden.
Es soll eine regionale Koordinierung, von der Politik beauftragt und finanziell unterstützt, entstehen, in der Weiterbildungsakteurinnen und -akteure sich regelmäßig austauschen und über neue Aufgabenfelder verständigen.
Übergreifende Infrastrukturen sind notwendig und von der Kommune bereitzustellen, damit die Menschen von Weiterbildung auch wirklich profitieren können. Dazu gehören die Sicherstellung von Transparenz und eine funktionsfähige Beratungsinfrastruktur.
[1] Vgl. Grotlüschen, A., Buddeberg, K. (Hrsg.) (2020): LEO 2018. Leben mit geringer Literalität. Bielefeld: wbv.
[2] Vgl. Standortbestimmung der Volkshochschule (2011).
[3] Vgl. Süssmuth, R., Eisfeld K. H. (2018): Volkshochschule. Erwachsenenbildung/Weiterbildung in öffentlicher Verantwortung, in: Tippelt, R.; von Hippel, A. (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung, S. 763 – 784.
[4]Vgl. Institute for Ecucational Sciences (2021):