Kapitel V.2: Handlungsoptionen für die Bildungsstationen des „Lebenslangen Lernens“ - Schulische Bildung

  • Offenbach ist eine junge Stadt und wird es in der näheren Zukunft auch bleiben.[1]Damit tritt sie dem in vergleichbaren Kommunen vorherrschenden demografischen Trend der Überalterung entgegen.
  • Das hat für Offenbach u. a. die Konsequenz, dass ein weiterer Ausbau von Bildungseinrichtungen stattfinden muss, um den wachsenden Kinderzahlen gerecht zu werden.
  • Offenbach hat eine strategische Schulentwicklung betrieben, die auf den Ausbau der Integrierten Gesamtschulen und Gymnasien setzt.
  • Der Anteil der Schülerschaft mit Migrationshintergrund beträgt im Schuljahr 2022/23 73,8% (2019/20: 71,2%). Dieser moderate Anstieg wird sich fortsetzen, denn in der Grundschule haben knapp drei Viertel der Kinder bereits einen Migrationshintergrund).[2]


Herausforderungen der schulischen Bildung in Offenbach

  • Die Schuleingangsuntersuchung zeigt in Bezug auf die Sprachfähigkeiten, dass ausschließlich 35% der untersuchten Kinder fehlerfrei Deutsch sprechen können.
  • Daraus ergibt sich in den Grundschulen ein großer Anteil von Schüler/-innen mit einem hohen Bedarf an Sprachförderung.
  • Der Anteil an Schülerinnen und Schülern ohne Hauptschulabschluss beträgt im Schuljahr 2022/23 4,4 Prozent und ist gegenüber dem EBO 2021 (2,3 Prozent) gestiegen. Damit verlassen im Schuljahr 2022/23 117 Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Hauptschulabschluss (darin enthalten: 64 berufsorientierte Abschlüsse, d.h. förderschulspezifischer Abschluss).[3]
  • Die männlichen Abgänger mit Migrationshintergrund haben weiterhin die schwierigsten Ausgangsbedingungen, was den Übergang in Schule/Ausbildung/Beruf nach einem Abschluss anbetrifft. Denn im Vergleich zu den Schulabgehenden ohne Migrationshintergrund, aber auch zu Abgängerinnen mit Migrationshintergrund, weisen sie auch am Ende des Schuljahres 2022/23 die höchsten Anteile „ohne“ und „mit Hauptschulabschluss“ sowie den niedrigsten Anteil „mit Abitur“ auf.[4]



Handlungsoptionen für Offenbach

  • Die individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen erfordert kleinere Lerngruppen, institutionalisierte Lerndiagnostik und Therapie sowie einen kompetenten Umgang mit Differenzierung. Die inklusive und integrative Förderung von Schülerinnen und Schülern kann weiter verbessert werden, räumliche und personelle Ressourcen bleiben auszubauen:
    • Für eine erfolgreiche individuelle Förderung müssen, neben der Unterstützung durch die Lehrkräfte, digitale Lerninhalte bereitgestellt und selbstgesteuertes Lernen gefördert werden.
    • Der Kommunale Aktionsplan Inklusion (KAI) gibt auch Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Inklusion in der schulischen Bildung in der Stadt Offenbach.[5]

  • Der Übergang von der Grundschule zu weiterführenden Schulen soll für die Kinder erleichtert werden. Es soll geklärt werden, welche Maßnahmen hier erfolgreich sein können, bspw. entsprechende Förderangebote in der Sekundarstufe I.
  • Es werden weitere, gut organisierte Ganztagsschulen gebraucht:
    • Der ab dem Schuljahr 2026/27 startende Ganztagsanspruch für Grundschulkinder, benötigt mehr Management und Verwaltung. Hier können entsprechende Förderprogramme finanziell unterstützen.
    • Eine enge Zusammenarbeit mit den Grundschulleitungen, Trägern, Förderkreisen und -vereinen sowie die zentrale Rolle der städtischen Servicestelle Ganztag sind entscheidend für eine bedarfsorientierte Umsetzung. Die Servicestelle ist weiter auszubauen, sie unterstützt bei konzeptionellen Fragen und in der Verwaltung des Ganztags.
    • Für das qualitative Gelingen der Betreuung ist die Verknüpfung von Vor- und Nachmittag entscheidend. Dabei ist wichtig, dass diese Verzahnung so gut gelingt, dass die schulischen Ziele von den im Ganztag beteiligten Organisationen erreicht werden können. Kommunale Angebote sollten hierbei integriert werden.
    • Die gute Kommunikation zwischen Kommune, Schulen sowie staatlichem Schulamt ist ein wesentlicher Garant für den Erfolg. Diese Kooperation ist in der Stadt Offenbach gelebtes Handeln. Sie ist für die Zukunft von großer Bedeutung.

    • Erprobte Konzepte der Zusammenarbeit von Eltern mit Schulen werden weitergeführt. Dabei ist eine interkulturelle Kompetenz der Fachkräfte wichtig und erfordert Qualifizierungsmaßnahmen, auch bei eigener Migrationsgeschichte. Diese ist ein Potenzial, das durch kompetentes pädagogisches Handeln zum Tragen kommen kann.
    • Bildung außerhalb der Schule bezieht externe Orte ein und fördert Kooperationen sowie Netzwerke. Diese sollten eine möglichst große Bandbreite an Themen, beispielsweise Umweltthemen, abdecken. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrende können an diesen Orten qualifiziert werden.
    • Die Stadtbibliothek (im neuen Lern-, Kultur- und Begegnungszentrum Station Mitte) soll auch als wichtige Bildungspartnerin für Offenbacher Schulen und Kitas etabliert werden. Sie ist ein Lern- und Freizeitort, der Freiräume für interessengeleitetes Lernen schafft.


    Potenzialorientierte Förderung in der schulischen Bildung

    Die schulische Bildung bietet ein einzigartiges Umfeld, um die individuellen Potenziale der Schülerinnen und Schüler zu entdecken und zu fördern. In der Stadt Offenbach wird durch gezielte Unterstützung von Kompetenzen und Stärken eine Lernumgebung geschaffen, die motivierend und inspirierend wirkt. Dazu gehört auch eine regelmäßige Selbstreflexion und Supervision der Lehrkräfte, um ihre pädagogische Praxis weiterzuentwickeln und den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen gerecht zu werden.


    Ganztagsschulen spielen eine zentrale Rolle in dieser Entwicklung. Eine gut funktionierende Ganztagsschule mit Schulsozialarbeit gibt Schülerinnen und Schülern auch Raum und Zeit, ihre Stärken zu entdecken. Durch die Öffnung der Schulen für außerschulische Angebote wird den Lernenden mehr Möglichkeiten zur Potenzialentfaltung geboten. Die enge Zusammenarbeit zwischen Schulen und außerschulischen Bildungspartnern eröffnet vielfältige Wege, um Fähigkeiten zu erweitern und eigene Interessen zu entdecken.


    Eine integrative und differenzierte Förderung, die geschlechtsspezifische Lernkonzepte sowie mehrsprachige Angebote berücksichtigt, trägt dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler ihre Bildungschancen optimal nutzen können.[6] Eine wertfreie Kommunikation innerhalb der Schulen ist entscheidend, um die individuelle Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Dies schafft eine unterstützende Atmosphäre, in der Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeiten ohne Vorurteile entfalten können.


    Durch eine starke Kooperationsstruktur und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Bildungsangebote stellt die Stadt Offenbach sicher, dass jede Schülerin und jeder Schüler die Möglichkeit erhält, seine oder ihre Talente zu entfalten und eine erfolgreiche Bildungsbiografie zu gestalten. Alle Akteurinnen arbeiten gemeinsam daran, anregende und unterstützende Lernumgebungen zu schaffen, die den Bedürfnissen der Schülerinnen gerecht werden und ihre individuellen Potenziale in den Mittelpunkt stellen.



    [1] Vgl. Hessisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Schülerinnen, Schüler und Schulentlassene in Hessen. Ergebnisse der Vorausberechnung der Schülerinnen, Schüler und Schulentlassenen für die allgemeinbildenden Schulen bis 2030 auf Basis der Bevölkerungsvorausberechnung vom 31.12.2018 und der Schulstatistik 2019/20.

    [2] Vgl. Erziehungs- und Bildungsbericht Offenbach (EBO) 2024.

    [3] Ebd.

    [4] Ebd.

    [5] Weitere Informationen zum Aktionsplan: www.offenbach.de/inklusion.

    [6] In Offenbacher Grund- und weiterführenden Schulen gibt es beispielsweise Möglichkeiten zum herkunftssprachlichen Unterricht. Der Sprachstand von Schülerinnen und Schülern (ab der Sekundarstufe I) kann von Hessencampus Offenbach getestet und zertifiziert werden, das kommt dem individuellen „Bildungsportfolio“ der Teilnehmenden zu Gute.

    Aktuelle Beiträge
    Lädt Beiträge werden geladen...

    zurück zur Übersicht