Kapitel III: Potenziale der Bildungsentwicklung in Offenbach und ihre Herausforderungen

Offenbach nutzt das Potenzial, das seine demografische Struktur bietet, noch nicht genügend. Der hohe Anteil junger und internationaler Bevölkerung repräsentiert auch eine hohe interkulturelle Kompetenz. Dies bietet gerade in einer „internationalisierten Welt“ vielfältige Entwicklungschancen, Anknüpfungs- und Kontaktmöglichkeiten. Bei den Kindern und Jugendlichen liegen die größten noch unerschlossenen Begabungsreserven, beispielsweise das Potenzial der Mehrsprachigkeit.

Offenbach muss dafür sorgen, „seine“ Kinder und Jugendlichen „mitzunehmen“. Eine potenzialorientierte Förderung von Kindern und Jugendlichen, die sich als Teil einer nicht auf die Defizite orientierten Integrationspolitik versteht, muss breit verankert werden und die kommunalen Bildungsstrategien stärker und sichtbar beeinflussen. Sie sollte die Anwendung von Kriterien wie Migrationshintergrund, Armut/Armutsgefährdung ersetzen. Eltern als Bildungsbegleitende sollen gestärkt werden.

Alle Bildungsinstitutionen müssen für den erhöhten Förderbedarf entsprechend ausgestattet werden.


Daten und Informationen zu zentralen Herausforderungen:

  • Der Migrationsanteil der Bevölkerung eines statistischen Bezirks ist nicht per se gleichbedeutend mit einem hohen Anteil an Beziehenden von SGB II. Armut und Migrationshintergrund sind unterschiedliche Faktorenkomplexe, auch wenn sie in den Bezirken 11, 12, 13, 16, 22 nahe beieinanderliegen und in einigen anderen Bezirken in der Tendenz ähnlich sind.
  • Ein empirischer Befund aus der Stadtforschung[1], nachdem überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit und hohe (Kinder-)Armut zusammenhängen, gilt auch für die Stadt Offenbach. Kinderarmut ist ein dringendes Problem im Bildungsbereich, sie hat erheblichen Einfluss auf die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen. Ein Beispiel für eine zielgerichtete Maßnahme zur Bekämpfung von Kinderarmut ist der Kommunale Aktionsplan gegen Kinderarmut der Stadt Offenbach.
  • Die Förderung von Inklusion im Bildungsbereich ist eine weitere zentrale Herausforderung, die konsequent angegangen werden muss, um Chancengerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen sicherzustellen. Der Kommunale Aktionsplan Inklusion (KAI) der Stadt Offenbach zeigt, wie gezielte lokale Maßnahmen Inklusion fördern können.
  • Eine große Herausforderung, auch in Offenbach, ist der zunehmende Fachkräftemangel im Bildungsbereich, der sich auf allen Ebenen der Bildungseinrichtungen bemerkbar macht.
  • Die Schulen in den eingangs genannten Bezirken haben einen großen und wachsenden Anteil von Kindern, der erhöhte pädagogische Anstrengungen erforderlich macht. Diese werden nicht zuverlässig durch ebensolche zusätzlichen Ressourcen in Form von Lehrerzuweisungen, Mittel für Sprachförderung und ganztägigen Angeboten sowie individuelle Diagnostik und Lernförderung unterstützt. Der Anteil der Jugendlichen ohne (Hauptschul-)Abschluss ist vermutlich[2] auch in diesen Bezirken besonders hoch.
  • Immer mehr Jugendliche haben die Chance, in den weiterführenden Schulen höhere Bildungsabschlüsse anzustreben, diese garantieren jedoch keinen erfolgreichen Einstieg in eine Berufslaufbahn. Es fehlt in Offenbach „an der „Wahrnehmung“, dass ein Realschulabschluss für beruflichen Erfolg und Entwicklungschancen ausreicht.
  • Wichtig ist eine enge Verzahnung von Maßnahmen der Stadtentwicklung mit der Bildungsentwicklung im Quartier. Bildungsinstitutionen müssen stärker in die Planung und Umsetzung von Programmen und Stadtteilprojekten (z.B. „Soziale Stadt“, „Sozialer Zusammenhalt“) eingebunden werden, um langfristige Bildungsintegration zu fördern.

Weitere spezifische Herausforderungen zu den einzelnen Bildungsbereichen ergeben sich aus Kapitel V.


[1]Vgl. Frank, Susanne; Gerwinat, Verena; Greiwe, Ulla (2024): Unerwartete Dynamiken: Künstler*innen bewegen die Dortmunder Stadt- und Quartiersentwicklung, in: Frank, Susanne, Günther, Simon, Menzl, Marcus, Sturm, Gabriele (Hg.): Soziologie in der vielschichtigen Stadt. Stadt, Raum und Gesellschaft. Wiesbaden, S. 81 – S. 93.

[2] Vermutlich deshalb, weil kleinräumig keine Daten zu Schulabschlüssen vorliegen.

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